Wo gibt es noch submers gezogene Aquarienpflanzen?
Diese Frage wird mir häufig von interessierten Kunden gestellt. Ihre Beantwortung ist aber gar nicht so einfach, wie es auf den ersten Blick scheinen mag. Die Bezeichnung submers kommt vom lateinischen submerse (untergetaucht) und bezeichnet in der Fachliteratur Pflanzen, welche unter der Wasseroberfläche gewachsen sind. Allerdings die wenigsten der unter dem Sammelbegriff "Aquarienpflanzen" zusammengefassten Arten wachsen tatsächlich submers.
Zu den echten submersen Pflanzen gehören zum Beispiel die Vallisnerien, Myriophyllum, Cabomba, und Egeria.
Andere Arten wachsen in ihrer Jugend zwar submers, bilden später aber Schwimmblätter oder wachsen über die Oberfläche hinaus weil die Lichtintensität über Wasser ungleich größer und der Gasaustausch einfacher ist. Hierzu gehören die Seerosen, die Laichkräuter aber auch Aponogeton, Limnophila, einige Hygrophilaarten und andere.
Die allermeisten für Aquarien geeigneten Pflanzen wachsen aber natürlicherweise emers. Sie haben sich jedoch an die starken jahreszeitlichen Schwankungen des Wasserstandes in ihrer Heimat angepasst.
Unterschiedliche Blattformen zwischen emersem und submersem Wuchs
Die Bedingungen in Bezug auf mechanische Beanspruchung, Gasaustausch und Stofftransfer sind natürlich unter Wasser grundlegend anders als an der Luft. Deswegen bilden die an längere Überflutung angepassten Pflanzen spezielle Unterwasserblätter aus. Diese ermöglichen es ihnen, bei den regelmäßigen Überschwemmungen viele Monate untergetaucht zu leben. Das haben wir Aquarianer uns zunutze gemacht, indem wir diese "Aquarienpflanzen" in unser heimisches Aquarium holen und hier dauerhaft submers halten. Emerse Blätter sehen wir eigentlich nur, wenn die Pflanzen aus dem Wasser hinaus wachsen oder beim Kauf neuer emers gezogener Pflanzen. Und damit wären wir beim eigentlichen Thema.
Woher bekommt man denn nun submerse Aquarienpflanzen?
Von den submers aufgewachsenen Aquarienpflanzen sind im Handel eigentlich nur noch die echten Wasserpflanzen wie Vallisnerien, Myriophyllum, usw. zu bekommen. Alle anderen Arten werden in den Gärtnereien emers gezogen und kommen auch so in den Handel. Teilweise werden auch Pflanzen als submers gezogen angeboten obwohl es in Wirklichkeit gar nicht zutrifft.
Ich habe schon Gespräche in Zoofachgeschäften mit anhören dürfen, in denen auf Nachfrage des Kunden Aquarienpflanzen als unter Wasser gezogen angepriesen wurden. Bei genauerem Hinsehen entpuppten sich die Pflanzen dann als normale Gewächshauspflanzen, welche lediglich während der Zeit von der Lieferung bis zum Verkauf in der Pflanzenanlage unter Wasser stehen. Naja, von unter Wasser gezogen kann hier wohl kaum die Rede sein.
Von eigentlichem Interesse bei den submersen Pflanzen sind die Echinodoren. Es hält sich ja hartnäckig das Gerücht, dass emers gezogene Echinodoren erst einmal alle Blätter verlieren, bevor neue Unterwasserblätter gebildet werden. Mit Verlaub, das ist Unsinn. Die in der feuchten Gewächshausluft gebildeten Blätter überdauern unter Wasser viele Monate. Irgendwann sind sie dann von den neuen Unterwasserblättern ersetzt worden und sterben ab oder können von uns entfernt werden. Wenn eine neu eingepflanzte Echinodorus erst einmal viele Blätter verliert, dann hat das meist andere Ursachen. Weitere Informationen dazu gibt es unter anderem hier: Warum verliert meine Echinodorus ihre Blätter?
Will man jedoch echte submerse Echinodoren haben, dann bleibt nur die Kontaktaufnahme mit gleichgesinnten Aquarianern im Verein oder über das Internet. Bei Ebay werden auch regelmäßig Überbestände von Privatpersonen angeboten. Wenn man die Gefahr des Einschleppens von verschiedenen Algenarten und Krankheiten mal ausblendet, kann man hier durchaus schöne Exemplare zu einem günstigen Preis ergattern.
Warum bietet der Handel vorwiegend emers gezogene Pflanzen an?
Die Zeiten, in denen die großen Gärtnereien in Europa noch Aquarienpflanzen in Wasserbecken gezogen haben, gehören wohl endgültig der Vergangenheit an. Durch den steigenden Kostendruck insbesondere durch die immensen Heizkosten im Winter sind die Gärtnereien dazu übergegangen, alle für die Treibhauskultur geeigneten Pflanzen emers zu kultivieren. Viele gingen auch noch einen Schritt weiter und lassen heute ihre Pflanzen gar nicht mehr hier in Europa produzieren. Sie bekommen die Pflanzen von großen Gärtnereien in Asien, lagern diese hier in relativ kühl temperierten Treibhäusern und verteilen sie nur noch an die einzelnen Händler. Viele Pflanzen, wie zum Beispiel die submersen Bunde (Vallisneria, Egeria, Myriophyllum. usw.) werden ausschließlich in Asien produziert. Sie liegen dann bei Dennerle, Tropica, SonGrow oder Stoffels im Kühlhaus und werden von hier an die Zoohandlungen geliefert. Die Herausforderung liegt dann nur noch in der Logistik, die Pflanzen schneller zum Kunden zu befördern, als sie durch den Transport Schaden nehmen können. Bei einigen Arten gelingt das tadellos, bei andern (Ceratophyllum, Vallisnerien) gibt es hin und wieder Ausfälle.
Würden die Gärtnereien heute noch selbstgezogene, submerse Pflanzen anbieten wollen, müssten sie aufgrund der ständig steigenden Produktionskosten einen viel höheren Preis dafür veranschlagen. Da die wenigsten Aquarianer bereit sind, doppelt soviel für eine submerse Aquarienpflanze zu zahlen als für die gleiche Art aus emerser Kultur, sind erstere inzwischen fast vollständig vom Markt verschwunden.
Vor- und Nachteile submers gezogener Pflanzen
Vorteile submers
- Die Blätter sind an das Unterwasserleben angepasst.
- Bereits unter Wasser gewachsene Pflanzen müssen sich nicht erst auf das viel geringere Lichtangebot umstellen.
- Man erkennt schon beim Einpflanzen, wie die Pflanze später im Aquarium einmal aussieht.
Nachteile submers
- Man schleppt sich fast immer fremde Algen ein.
- In Wasserbecken mit submersen Pflanzen gibt es eigentlich auch immer Wasserschnecken. Um das zu verhindern, werden Schneckenbekämpfungsmittel eingesetzt werden, welche sich aber auch in den Pflanzen ablagern.
- Der Transport zum Kunden gestaltet sich schwierig, weil die Blätter submers gewachsener Pflanzen sehr zart und zerbrechlich sind.
- Submerse Pflanzen sind äußerst empfindliche gegen Austrocknung. Braune Blattspitzen und welke Blätter sind beim Transport kaum zu vermeiden.
Vor- und Nachteile emers gezogener Pflanzen
Vorteile emers
- Emers gewachsene Pflanzen sind robust und gesund
- Sie wachsen im Treibhaus mit den Stängeln und Blättern über der Wasseroberfläche und somit fern von Algen und Schnecken
- Emerse Pflanzen lassen sich einfacher transportieren, da die Gefahr einer Austrocknung geringer ist.
- Die Produktion emerser Pflanzen ist kostengünstiger und wird von den Gärtnereien industriemäßig betrieben. Die Pflanzen haben immer die gleiche Qualität egal zu welcher Jahreszeit.
Nachteile emers
- Die Blattform und auch die Farbe unterscheiden sich bei vielen Arten schon deutlich von der Unterwasserform. Oft werden die Pflanzen unter Wasser schmalblättriger und färben sich intensiv rot.
- Einige Echinodorussorten lassen sich oft nur anhand der submersen Wuchsform eindeutig zuordnen.
- Gerade die Asienimporte sind an eine hohe Lichtintensität gewöhnt und müssen sich erst nach und nach umstellen.